Jeder Mensch hat sich schon einmal mit der Frage beschäftigt, wie das eigene Leben in der Zukunft aussehen wird. Werden wir irgendwann zur Arbeit fliegen? Leben wir vielleicht eines Tages im Weltraum, um unseren eigenen Planeten zu schützen? Sind Roboter die Lösung für all unsere Probleme? Oder bleibt einfach alles so, wie es gerade ist? - Mit der Methode Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 wollen wir mit Jugendlichen zu diesem Thema ins Gespräch kommen.
Es ist nicht so einfach in die Zukunft zu blicken. Wieder einmal befindet sich die menschliche Gesellschaft an einer Schwelle zu verschiedenen Zukunftsoptionen, die sich gravierend auf unser künftiges Leben und uns nachfolgenden Generationen auswirken werden. Die vielleicht wichtigste Herausforderung stellt dabei der bereits eingesetzte Klimawandel dar. Aber auch die Entwicklung von künstlicher Intelligenz in Verbindung mit Quantencomputern könnten zu einer Singularität führen, deren Folgen heute nicht abschätzbar sind.
Umso spannender ist es, mit Jugendlichen über diese Zukunftsoptionen zu sprechen. Was wird 2050 für uns bereithalten? Wird es noch Nationalstaaten geben? Wie wird die Gesellschaft mit der Herausforderung der Klimaflucht umgehen? Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in unserem Leben? Wird der Klimawandel gebremst werden können?
Die Methode Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 hat das Ziel, einige dieser Fragen in Bezug auf unterschiedliche Lebensbereiche mit verschiedenen Antworten zu vertiefen. Szenarien Konstruktionen haben den Anspruch, Optionen der Zukunftsentwicklung zu beschreiben, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten können. Die Methode ermöglicht es Jugendlichen einen Blick ins Jahr 2050 zu werfen und diesen Einblick dann zu diskutieren. Vorgestellt werden fünf sehr unterschiedliche Zukunftsversionen, die Gesellschaft, Technologie, Umwelt, menschliches Zusammenleben, Politik, etc. thematisieren. Die Teilnehmenden bekommen diese Szenarien nacheinander als Audiopodcasts vorgespielt und können sich anschließend dazu positionieren. Durch gezielte Nachfragen werden die Teilnehmenden angeregt sich in die Szenarien hineinzuversetzen. Unterstützt wird die Methode durch Bilder, die die Teilnehmenden dem jeweiligen Szenario zuordnen können. Kernstück stellt die Diskussion der Szenarien dar. Die Teilnehmenden werden animiert sich mit positiven wie negativen Zukunftsvisionen auseinanderzusetzen und sich dazu zu positionieren, immer wieder angeknüpft an die Frage: In welcher Welt willst Du leben?
Die Szenarien reichen von technologischen Utopien und Dystopien über Postwachstums-Ideen bis hin zu „weiter-so“-Szenarien. Sie sind so angelegt, dass sie nicht plakativ schwarz-weiß gelesen werden sollen. Jede dieser „Visionen“ trägt sowohl positive als auch negative Ansätze in sich. Die Wertung dieser Ansätze liegt im Anschluss bei den Teilnehmenden. Die Seminarleitung tritt in dieser Methode vor allem als Moderation auf, um gezielt das Gehörte in einer Relation zur Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden zu setzen.
Ziel der Methode Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 ist es, mit Jugendlichen einen Blick in eine mittelfristige Zukunft zu werfen: Ihre Wünsche, Bedürfnisse und Befürchtungen zu erfragen und dadurch einen Prozess der (politischen) Beteiligung bei den Teilnehmenden anzustoßen.
Mit dem Schwerpunkt „Globalem Lernen“ hat sich Arbeit und Leben das Ziel gesetzt differenzierte Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu fördern, ohne Moralisierungen und mit verschiedenen methodischen Zugängen und Orten des Lernens, die Perspektivwechsel ermöglichen. So ein Wechsel der Blickrichtung soll durch die Methode Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 stattfinden. Jugendliche sollen sich in ihr zukünftiges Ich im Jahr 2050 versetzen. Ein spannender, aber auch herausfordernder Perspektivwechsel.
Die Frage nach der eigenen Zukunft ist für Jugendliche am Übergang Schule/Berufsleben von essenzieller Bedeutung. Schließlich ist die Wahl des zukünftigen Berufs im Idealfall eine Lebensentscheidung. Keine einfache Aufgabe für einen Menschen mit 16 oder 18 Jahren. Natürlich ist diese Entscheidung eine hochindividuelle und so wird sie auch in den meisten Fällen behandelt. Eine intensive Auseinandersetzung, wie die Welt der kommenden 50 Jahre Berufsleben aussehen werden, findet jedoch nur selten statt. Durch die Methode Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 bekommen Jugendliche daher die Möglichkeit, sich intensiv mit einer gesellschaftlichen Zukunft auseinanderzusetzen, die über die individuelle Entscheidung hinausreicht. Diesen Perspektivwechsel dann wieder in die (kommende) Biografie der Teilnehmenden einzubinden, sollte als „stretch goal“ Aufgabe der Seminarleitung sein.
Bei der Erstellung der Szenarien war es uns wichtig, das Überwältigungsverbot fest im Blick zu behalten. Politische Bildung lässt sich zwar durchaus von Bewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion inspirieren, darf aber nicht zu einer Kampagnen- oder Aktivismusplattform werden. Die Methode der Zukunftsszenarien - Die Welt im Jahr 2050 setzt stark auf die Aktivierung und Beteiligung der Teilnehmenden und gibt Anregungen für Diskussionen und Auseinandersetzungen. Auch scheut sie keine Überspitzungen an einzelnen Stellen, aber sie enthält sich einer Wertung. Und noch viel wichtiger: Sie zeigt verschiedene Zugänge in die Zukunft. Der anschließende Aushandlungsprozess passiert in der Seminargruppe und natürlich auch in jeder*m Einzelnen.
Die Methode ist komplett digital verfügbar.
Sie steht unter einer OER-Lizenz und ist, wie dieser Text, unter einer CC BY 4.0-Lizenz freigegeben.
Die Materialien wurden im Rahmen der Arbeit der Fachgruppe Medien: Mitwirkungspotenziale und Handlungsoptionen in der digitalen Welt im Kinder- und Jugendplan des Bundes beim Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben erstellt.
Autor:innen:
Robin Hyde, Johannes Kemnitz
Herausgeberin:
Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben e.V.
Robertstraße 5a
42107 Wuppertal
Telefon: 0202 97404-0
Fax: 0202 97 404-20
E-Mail:
Web: www.arbeitundleben.de
Lektorat:
Carina Schönberger
Grafik und Layout:
Gregor Müller // gregormueller.net
Sprecher:innen:
Ulrike Irrgang, Marie Baumann (mit freundlicher Unterstützung von Radio F.R.E.I.)
Die Fachgruppe möchte sich bei Prof. Dr. Jiré Emine Gözen und Dr. Michel Raab sowie Pauline Schottmann und Carolin Pfeifer für die kritische Unterstützung bei der Erstellung der Materialien bedanken.
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