Jugendbegegnungen und Jugendmobilität in 2030
Europäische Werte und politische Bildung für benachteiligte Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf
70 Fachkräfte von 30 Organisationen des internationalen Jugendaustausches aus 13 Ländern folgten vom 13.-16.11.2019 der Einladung des Bundesarbeitskreises Arbeit und Leben nach Hamburg, um gemeinsam mit den Referent*innen der Arbeit und Leben Landesorganisationen die Weichen für die Kooperation in der kommenden Dekade zu stellen.
Zum ersten Mal gelang es dabei dem Arbeitskreis Internationale Bildungsarbeit die Arbeit und Leben Partner aus der beruflichen Mobilitätsförderung sowie aus den Jugendbegegnungsprogrammen in einer gemeinsamen Tagung zusammenzubringen.
Lernen ohne Grenzen als europäische Errungenschaft
Seitens des DGB Bundesvorstandes schlug Luciole Sauviat in ihrer Begrüßungskeynote eine enge Brücke der Partnertagung zum DGB Zukunftsdialog und gab daraus einige wichtige inhaltliche Impulse und Fragestellungen zu den Themenbereichen Demokratie, Digitalisierung, Klimaschutz, Diversitätsbewusstsein sowie Inklusion für die folgenden Diskussionen. Sie zeigte darüber hinaus eindrücklich, wie sich der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben und der DGB politisch für bessere Rahmenbedingungen für die wertvolle internationale Bildungsarbeit, die ohne das versammelte Partnernetzwerk nicht möglich wäre, einsetzen. Sie unterstrich, dass „Lernen ohne Grenzen“ ein wesentlicher Meilenstein für die Freizügigkeit in und der Identifikation mit Europa sei und 32 Jahre Bildungskooperationen damit zu den wesentlichen Errungenschaften der europäischen Idee gehören.
Auf dem Weg zu einem Europäischer Bildungsraum
Michael Teutsch, Referatsleiter Schule und Multilingualismus bei der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission, stellte die Vision der Europäischen Kommission für die Jugendmobilität in 2030 vor und fokussierte dabei den zur Umsetzung anvisierten Europäischen Bildungsraum. Darüber hinaus konnte er die Teilnehmenden mit aktuellen Informationen über die Ausgestaltung des Erasmus-Nachfolgeprogrammes ab 2021 versorgen und diskutierte mit den anwesenden Partnern über den Stellenwert der Nachhaltigkeitsziele in der neuen Kommission unter Ursula von der Leyen sowie die schwierigen Rahmenbedingungen für die Träger und die Vermittlungsorganisationen.
Zugangsstudie: Potential und strukturelle Hürden
Einen dritten Impuls stelle die im letzten Jahr erschienene Zugangsstudie dar, deren wichtigste Erkenntnisse Andreas Rosellen von transfer e. V. vorstellte und in einen europäischen Bezug setzte. 37% der Jugendlichen, die an internationalem Austausch interessiert sind, werden bislang noch nicht erreicht. Und dies liegt nicht an ihrer Motivation. Er verwies insbesondere auf strukturelle Hürden und auf ein Hinterfragen der Angebote und der Einstellung der Fachkräfte im Hinblick auf die Zielgruppen, vor allem bei der Konstruktion sogenannter benachteiligter Jugendlicher.
Spannend war, dass sowohl Michael Teutsch als auch Andreas Rosellen unabhängig voneinander den persönlichen Wunsch äußerten, dass internationaler Jugendaustausch und Auslandserfahrung im Jahr 2030 ein selbstverständlicher und logischer Schritt in der Biografie für alle junge Menschen sein sollte.
Networking und Mitgestaltung der Zukunft des eigenen Arbeitsfeldes
Im Mittelpunkt der intensiven Arbeitsphasen standen die Netzwerkbildung und der Austausch unter den Teilnehmenden zur bisherigen Zusammenarbeit. Erfolgreich wurden erste neue Projekte verabredet und bislang fehlende Partner für konkrete Projektvorhaben fanden zueinander. In fünf Workshops und Diskussionsgruppen skizzierten die Teilnehmenden aktuelle Herausforderungen in ihrer Praxis und entwickelten davon ausgehend eine Zukunftsvision für die gemeinsame Zusammenarbeit mit Arbeit und Leben im Jahr 2030 zu den Themenbereichen politische Bildung und Vor- und Nachbereitung von Mobilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Europäische Herausforderungen und Rechtspopulismus sowie Inklusion. Dabei nahmen Sie ebenso die dafür notwendigen Rahmenbedingungen in den Blick.
Die Bilanz der Teilnehmenden über das Format fiel positiv aus, so beschrieb eine Teilnehmerin aus England die Veranstaltung rückblickend wie folgt: “I haven’t felt this event as mere networking to gain new partners for the future, but as a chance to learn from other people working in my same field, as well as somehow as a possibility to contribute in what is going to be the future of our sector”.
Dokumentation und Follow Up
Die konkreten Ergebnisse sind auf einer Projektseite auf Englisch dokumentiert. Die erarbeiteten Visionen werden im Arbeitskreis Internationale Bildungsarbeit im Januar weiter konkretisiert und sollen in einem Orientierungspapier in den Vorstand und die kommende Mitgliederversammlung eingebracht werden. Zu diesem Anlass könnte es mit einem internationalen Fachkräfteseminar auch ein Follow-Up im kommenden Herbst geben.
Die Dokumentation der Tagung ist hier zugänglich.
Die Veranstaltung wurde dankenswerterweise aus dem Kinder- und Jugendplan des BMFSFJ und im Programm Erasmus + als Fachkräfteprogramm gefördert.
Weitere Informationen zur Arbeitskreis Internationale Bildungsarbeit bei Arbeit und Leben gibt es hier.