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Verbände fordern: Junge Menschen in den Mittelpunkt stellen

Bedarfe von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten

Mit einer Themenwoche und einer Kampagne schafft die initiativeKJP Aufmerksamkeit für die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten und fördert das öffentliche Bewusstsein für eine zukunftssichere Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe.

Junge Menschen und ihre Bedarfe und Themen in den Mittelpunkt stellen – das ist das Anliegen der Wissenschaftler*innen, Fachverbände, Politiker*innen und Fachkräfte, die am 11.12.2024 in Berlin zum Fachforum „Kinder und Jugend … HILFE! – Wie geht es jungen Menschen und was brauchen sie?“ zusammenkamen. Prof. Dr. Susanne Kuger vom Deutschen Jugendinstitut und Prof. Dr. Frederick de Moll von der Shell-Jugendstudie stellten fest: Junge Menschen leben in krisenhaften Zeiten und haben Sorgen und Ängste, z. B. vor einem Krieg in Europa. Insbesondere vulnerable Gruppen haben es bei ihrem Start in ein selbstbestimmtes Leben schwer. Dennoch verspüren junge Menschen Vertrauen und blicken optimistisch in die Zukunft. Sie sind politisch interessiert und wollen Gesellschaft aktiv mitgestalten.

In öffentlichen Debatten kommen junge Menschen bisher jedoch viel zu wenig vor. Für eine generationengerechte und zukunftsfähige Gesellschaft müssen die Bedürfnisse junger Menschen ernstgenommen und in den Fokus gerückt werden. Gerade in politisch bewegten Zeiten – die denkwürdigen Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern liegen hinter uns, der Bundestagswahlkampf hat bereits begonnen und die vielen gesellschaftlichen Herausforderungen sind allgegenwärtig – ist es unumgänglich, jungen Menschen Gehör zu verschaffen und sie ernsthaft zu beteiligen. Die Veranstalter des Fachforums, zusammengeschlossen in der initiativeKJP, setzen sich dafür ein.

 „Dort, wo Kinder und Jugendliche in ihren Rechten, Interessen und Potenzialen gestärkt werden, sind die Ressourcen unserer Gesellschaft am besten eingesetzt! Genuine Orte dafür sind die der Kinder- und Jugendarbeit. Die kulturelle Kinder- und Jugendbildung trägt mit ihren vielfältigen Angeboten erheblich zu Chancengerechtigkeit bei. Eine tragfähige und zukunftsorientierte Kinder- und Jugendpolitik muss auskömmliche Ressourcen zur Verfügung stellen und stabile Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe ermöglichen“,  erklärt Ute Handwerg, Vorsitzende der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ).

Was junge Menschen brauchen

In dem Fachforum wurde außerdem im Diskurs der Wissenschaftler*innen mit Dominik Ringler vom Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg und Mitglied der Sachverständigenkommission des 17. Kinder- und Jugendberichts, Jana Borkamp, Abteilungsleiterin Kinder und Jugend im Bundesjugendministerium, und zahlreichen Stimmen aus der Kinder- und Jugendhilfe herausgearbeitet, wie junge Menschen und ihre Anliegen gestärkt werden können.

Kinder und Jugendliche brauchen stabile Strukturen und ein Gegenüber, das es – neben familiären Kontexten – ermöglicht, sich auszutauschen, Sorgen und Ängste zu artikulieren und auch Schutz zu erfahren. Die große Zahl Jugendlicher möchte sich beteiligen und etwas verändern. Die Teilnehmer*innen des Fachforums waren sich einig: Es braucht Räume, wie sie die Kinder- und Jugendhilfe bietet, um gemeinsam aktiv zu werden und Gesellschaft zu gestalten.

„Gerade in Zeiten vielfältiger Krisen schafft die Kinder- und Jugendhilfe Freiräume, in denen Vertrauen und Optimismus wachsen. In der politischen Jugendbildung können Kinder und Jugendliche positive Zukunftsvisionen entwickeln, miteinander kreativ und aktiv werden", konstatiert Ole Jantschek, Sprecher der Gemeinsamen Initiative der Träger politischer Jugendbildung (GEMINI).

Strukturen für junge Menschen krisenfest ausstatten

Für all das ist eine gut ausgestattete Kinder- und Jugendhilfe unabdingbar, die junge Menschen unterstützt, begleitet und empowert. Die aktuelle Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe ist allerdings weder auskömmlich noch an die gesellschaftlichen Erfordernisse angepasst. Die bundeszentralen Träger können schon jetzt ihren gesetzlich normierten Aufgaben nicht mehr ausreichend nachkommen. Gerade auch die Sparmaßnahmen auf kommunaler Ebene höhlen die für junge Menschen so wichtigen Angebote zunehmend aus. Auf der Bundesebene geriet das zentrale Finanzierungsinstrument der Kinder- und Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP), 2023 durch angedrohte Kürzungen bei zeitgleich rasant gestiegenen (Personal-)Kosten in äußerst schwierige Fahrwasser. Vor dem Hintergrund eines ausgesetzten Bundeshaushalts 2025 appelliert die initiativeKJP daher an eine neue Bundesregierung: Junge Menschen müssen in den Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt werden!

Denn: Der Bund kann in Zeiten der Krise und Transformation dafür Sorge tragen, dass die Kinder- und Jugendhilfe als Struktur für junge Menschen krisenfest ausgestattet ist. Diese im internationalen Vergleich einmalige jugendpolitische Infrastruktur in Deutschland, die der Kinder- und Jugendplan mitermöglicht, braucht eine bedarfsgerechte Finanzierung, die unter anderem langfristige Planungssicherheit schafft. Dafür fordert die initiativeKJP die Aufstockung und Dynamisierung des Kinder- und Jugendplans.

„Damit junge Menschen optimistisch in die Zukunft schauen können, benötigen sie eine verlässliche Kinder- und Jugendhilfe. Dies muss die neue Bundesregierung mit der Dynamisierung des KJP ermöglichen. Bereits 2023/2024 hat die AGJ im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Organisationen Kürzungen verhindert. Mit Blick auf das kommende Jahr, in dem der KJP 75 Jahre alt wird, gilt es, hierauf aufzubauen und das zentrale Förderinstrument der Kinder- und Jugendhilfe zu stärken", erläutert Franziska Porst, Geschäftsführerin, der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ.

Kampagne „Deutschland hat ‚nen Plan. Wir machen ihn möglich“

Die initiativeKJP wird auch weiterhin und vor allem angesichts der anstehenden Regierungsbildung für diese Themen einstehen. Sichtbar wurde dies auch durch die im Fachforum vorgestellte Kampagne „Deutschland hat einen Plan“, die ein öffentliches Bewusstsein für eine zukunftssichere Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe schaffen will. Die Kampagne wird insbesondere auch im Vorfeld der Bundestagswahl die vielfältigen Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sichtbar machen und die Notwendigkeit verlässlicher Strukturen für junge Menschen verdeutlichen.

www.DeutschlandHatNenPlan.de.

Erfolgreiche Online-Workshops

Dass Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe landauf, landab nach Wegen suchen, den Anliegen der Kinder und Jugendlichen mehr Sichtbarkeit zu verleihen, zeigt die überwältigende Resonanz auf die Online-Workshops, die neben dem Fachforum im Rahmen der Themenwoche „Kinder und Jugend – HILFE! Zukunftssichere Infrastruktur für junge Menschen gestalten“ angeboten wurden. 200 Fachkräfte informierten und tauschen sich aus über die nötigen Weichenstellungen in der eigenen Organisation, um den politischen Wandel durch eine entsprechende Advocacy-Arbeit mitzugestalten. Der Erfolg der Themenwoche zeigt zudem, welche Relevanz die bundeszentralen Strukturen haben: Sie bringen Menschen zusammen, sind Arenen der Meinungsbildung, stärken die Fachlichkeit und befördern die Weiterentwicklung des gesamten Themenfeldes.

Hintergrund: Kinder- und Jugendplan des Bundes 

Der Kinder- und Jugendplan (KJP) ist das zentrale Förderinstrument der Kinder- und Jugendhilfe auf Bundesebene. Seit 1950 wirkt er darauf hin, dass junge Menschen durch vielfältige Angebote die bestmöglichen Rahmenbedingungen erhalten, um sich zu entwickeln, sich auszuprobieren und Gemeinschaft zu gestalten.  

Die durch den KJP geförderte bundeszentrale Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe trägt dazu bei, dass alle jungen Menschen möglichst gleiche Chancen erhalten, Benachteiligungen abgebaut werden und Risiken präventiv begegnet wird. 

Diese bundeszentral tätigen freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe, etwa aus der Kinder- und Jugendarbeit und außerschulischen Kinder- und Jugendbildung (Kulturelle Bildung, politische Bildung, Kinder- und Jugendarbeit im Sport, Kinder- und Jugendverbandsarbeit, internationale Jugendarbeit, Offene Kinder- und Jugendarbeit), aber auch aus der Jugendsozialarbeit, den Hilfen zur Erziehung oder dem Kinder- und Jugendschutz, sorgen dafür, dass Anliegen und Bedarfe junger Menschen hör- und sichtbar werden. Sich für sie einzusetzen, heißt, sich für die gut 20 Millionen junge Menschen in Deutschland stark zu machen. Der KJP ist damit eine Investition in Demokratie, Generationengerechtigkeit und gesellschaftliche Weiterentwicklung.  

Hintergrund: initiativeKJP 

Die initiativeKJP wurde 2023 vor dem Hintergrund drohender Kürzungen des KJP ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, dieses zentrale Förderinstrument der Kinder- und Jugendhilfe auf Bundesebene langfristig und nachhaltig zu stärken. In der initiativeKJP sind sieben bundeszentrale Verbände zusammengeschlossen, die über den KJP gefördert werden. Dazu gehören:  

  • Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ 
  • Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) 
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit e. V. (BAG OKJA) 
  • Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) 
  • Deutscher Bundesjugendring e. V. (DBJR) 
  • Deutsche Sportjugend (dsj) im Deutschen Olympischen Sportbund e. V.
  • Gemeinsame Initiative der Träger politischer Jugendbildung (GEMINI) 
Bild: Navina Neuschl