Fachtagung: „Der Große Krieg"

Ansatzpunkt für eine europäische Erinnerungskultur?

Wie kann der Erste Weltkrieg, dessen Beginn sich im kommenden Jahr zum 100. Mal jährt, im Rahmen schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit aufgegriffen und vermittelt werden? Diese Frage stand im Rahmen einer Fachtagung am 28.-29.10.2013 in Bonn im Mittelpunkt. Der Einladung der „Gemeinsamen Initiative der Träger politischer Jugendbildung" (GEMINI) folgten mehr als 50 Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen der politischen Bildung. 

Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass dies nur in europäischer Perspektive geschehen kann. Vielfältig waren jedoch die Überlegungen, wie diese aussehen solle. Denn im Unterschied zu den Erinnerungskulturen in England und Frankreich, steht die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Deutschland im Schatten des Gedenkens an den noch verheerenderen Zweiten Weltkrieg und die Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Insofern bildet die Einordnung der Zeit zwischen 1914 – 1918 in die politische Bildung in gewisser Weise Neuland.

Doch gerade darin, dass der Krieg 1914 nicht in Folge ideologischer Gegensätze ausbrach, die für Europa vor und nach dem Zweiten Weltkrieg prägend werden sollten, wurde auch eine Chance für die politische Bildungsarbeit gesehen: Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs und seinen immensen Opferzahlen lasse sich die Notwendigkeit der europäischen Einigung sowie die Verantwortung Europas im Kontext der „Globalisierung" neu begründen und vermitteln.

Der Kriegsausbruch 1914 könne aus heutiger Sicht als Mahnung für die Folgen eines Politikverständnisses dienen, das Krieg als Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen akzeptierte und Europa in einen Krieg nie gekannten Ausmaßes führte, weil es an geeigneten politischen Strukturen zur friedlichen Konfliktregelung, der freien Meinungsbildung sowie grundlegenden Bürgerrechten und demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten fehlte. Der politischen Bildung komme daher nicht nur die Aufgabe zu, des Ersten Weltkriegs zu gedenken, sondern – nicht zuletzt im Hinblick auf die anstehende Europawahl - durch Reflexion und Rückschlüsse zugleich Impulse zur Förderung des europäischen Gedankens zu vermitteln.

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