Zum Hauptinhalt springen

Elke Hannack: Brauchen deutlich mehr Maßnahmen gegen Ausbildungslosigkeit

Zum gerade veröffentlichten Berufsbildungsbericht 2018 der Bundesregierung sagte Elke Hannack, AL-Präsidentin und stellvertretende DGB-Vorsitzende, in Berlin:

„Die Spannungen auf dem Ausbildungsmarkt bleiben bestehen, denn alle Jugendlichen, die in Ersatzmaßnahmen oder Bewerbungstrainings fest hängen, werden als versorgt gezählt. Vor allem Wohnort, Schulabschluss und Staatsangehörigkeit entscheiden über die Ausbildungschancen junger Menschen. Migranten und Hauptschüler haben oft schlechte Chancen auf eine Ausbildung. Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss ist auf 2,13 Millionen gestiegen – ein Plus von 180.000 im Vergleich zum Vorjahr. Diesen Jugendlichen droht ein Leben in prekärer Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit. Die sozialen Spannungen werden weiter wachsen, wenn immer mehr Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden.

Besonders dramatisch ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Ruhrgebiet, in den mittleren Städten Hessens und Niedersachsens sowie im Norden Schleswig-Holsteins und Nordosten Brandenburgs. Hier suchten bis zu 20 Prozent und mehr der Jugendlichen erfolglos einen Ausbildungsplatz. Arbeitgeber und Regierung dürfen nicht zulassen, dass in Oberhausen, Bochum, Hameln, Flensburg oder Eberswalde eine abgehängte Generation heranwächst. Gerade in solchen Regionen ist eine gezielte Ansprache und Beratung von Betrieben wichtig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und Kammern sollten dort gemeinsam daran arbeiten, die Probleme in den Griff zu bekommen. Denn wir brauchen mehr betriebliche Ausbildungsplätze.

Die Bundesregierung muss dringend die Instrumente der Bundesagentur für Arbeit zur Integration in Ausbildung verbessern und ausbauen. Dazu zählen Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen und Assistierte Ausbildung, aber auch die betriebsnahe Ausbildung. Diese Maßnahmen müssen auch stärker auf regionale Bedürfnisse zugeschnitten werden.

Selbst bei gleicher Leistung werden Einwanderer deutlich seltener zu Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen eingeladen als junge Menschen ohne Migrationshintergrund. Obwohl die Arbeitgeber zunehmend über unbesetzte Ausbildungsplätze klagen, gibt es offenbar Vorbehalte und Berührungsängste bei vielen Unternehmen. Insbesondere die Kammern haben die Aufgabe, die Unternehmen zu sensibilisieren und gerade auch für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu öffnen.

Gerade Einwandererkinder müssen frühzeitig in den Kontakt mit Betrieben kommen, etwa durch Schülerpraktika oder Einstiegsqualifizierungen. So haben die Betriebe die Chance, das Potenzial der jungen Menschen zu erkennen. Auch anonymisierte Bewerbungen sind eine wichtige Maßnahme, um die Ausbildungschancen der Einwanderer zu steigern. Sie könnten dafür sorgen, dass viele Jugendliche zumindest die erste Schwelle, die Einladung zum Vorstellungsgespräch, besser überwinden.“