• Aktuelles
  • "Bildungsrepublik Deutschland" muss auch Politische Bildung umfassen - Bundesausschuss Politische Bildung (bap) mahnt anlässlich des Bildungsgipfels

"Bildungsrepublik Deutschland" muss auch Politische Bildung umfassen - Bundesausschuss Politische Bildung (bap) mahnt anlässlich des Bildungsgipfels

Wenn morgen in Dresden ein „Nationaler Bildungsgipfel“ stattfindet, werden zentrale Bildungsbereiche nicht auf der Tagesordnung stehen: die allgemeine und politische Jugend- und Erwachsenenbildung. Denn während auf europäischer Ebene die Notwendigkeit einer vielfältigen, breiten und starken Bildungslandschaft längst Konsens ist, setzt die deutsche Bildungspolitik nach wie vor allein auf die formale Bildung und die berufliche Weiterbildung.

Dabei tragen gerade Maßnahmen und Lernorte der Kinder- und Jugendarbeit wie der allgemeinen und politischen Erwachsenenbildung zum Erwerb sozial-kommunikativer Kompetenzen bei und ermöglichen Bildungsprozesse auf der Grundlage von aktiver und verantwortlicher Mitwirkung. Allerdings ist in der Kinder- und Jugendarbeit das Angebot an öffentlich geförderten Maßnahmen in den letzten Jahren im Bundesschnitt zurückgegangen und die Ausgaben für die Jugendarbeit sind inflationsbereinigt zwischen 2000 und 2006 um etwa 6% gesunken.

Der Blick auf Bildungsmöglichkeiten in Deutschland bleibt verengt. Er richtet sich nahezu ausschließlich auf die ökonomische Verwertbarkeit von Bildung. Die „Qualifizierungsinitiative“ der Bundesregierung, die auf dem Bildungsgipfel vorgestellt und beschlossen werden soll, zeigt es: Hier werden schon die frühkindliche und Grundschulbildung unter das Primat des Wirtschaftstandorts Deutschland gestellt. „Bildungsnotstand in Deutschland wird vor allem identifiziert als Notstand der Wirtschaft an gut ausgebildeten Mitarbeitern“, konstatiert Theo W. Länge, Vorsitzender des Bundesausschuss Politische Bildung (bap). „Gesellschaftliche Teilhabe“ wird vor allem definiert als ökonomische Teilhabe.“

Der bap fordert daher in einer Stellungnahme anlässlich des Bildungsgipfels strukturelle Veränderungen für mehr Bildungsgerechtigkeit:

  • Bildung ist der Schlüssel zur Integration. Es muss daher „Bildung für alle" geben. Vor allem aber muss „alle Bildung“ für alle und von Anfang an zugänglich sein. Junge Menschen ohne Schulabschluss, mit geringen Aussichten auf eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz verarmen nicht nur durch die fehlende Erwerbstätigkeit. Ihnen droht auch die geistige, emotionale und politische Armut, wenn Bildung auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit reduziert wird. Ein zukunftsfähiges Deutschland braucht ein umfassendes Kompetenzverständnis. Persönlichkeitsentwicklung, politische Bildung und Teilhabe dürfen nicht zum Luxusgut werden!

  • Dafür notwendige Kompetenzen werden vor allem in nicht-formalen und informellen Zusammenhängen vermittelt, die an die Lebenswelt und die Interessen der Lernenden anknüpfen. Dies gilt vor allem für sozial- und bildungsbenachteiligte Zielgruppen. Nur Ganzheitlichkeit, Durchlässigkeit und die Anerkennung der Gleichwertigkeit unterschiedlicher Bildungsmöglichkeiten und Bildungswege könnten einen Beitrag zu einem gerechteren Bildungssystem leisten!

  • „Durchlässigkeit und Verzahnung der Bildungsbereiche“ muss vom Schlagwort zur Realität werden. Wenn wir „gemeinsam Bildung in Deutschland stärken“ wollen, müssen Bildungspartner aller Bereiche auf gleicher Augenhöhe einbezogen werden.

  • Staatliche Bildungsinvestitionen müssen auch Investitionen in nicht-formale Bildungsmöglichkeiten sein. Die notwendige Finanzierung von Schulen und Hochschulen darf nicht durch Umschichtung aus anderen Bildungsbereichen geleistet werden, dazu zählen auch die Kinder- und Jugendhilfe sowie die allgemeine Weiterbildung!

  • Der Staat darf sich nicht aus der Finanzierung einzelner Bildungsbereiche zurückziehen. Die thematische Einschränkung auf berufliche Qualifizierung und die Kompetenzstreitigkeiten im Vorfeld des Bildungsgipfels zeugen von einem mangelnden politischen Willen, die guten Absichten tatsächlich umzusetzen und dafür sowohl Konzepte als auch eine ausreichende Finanzierung zu verabreden. Wir brauchen grundlegende Reformen. Damit sollte nun endlich begonnen werden. Sonst bleibt die „Bildungsrepublik“ nicht mehr als ein Schlagwort.

Die komplette Stellungnahme finden Sie unter www.bap-politischebildung.de.

Bundesarbeitskreis
Arbeit und Leben e.V.
Robertstr. 5a
42107 Wuppertal
Tel.: (0202) 97 404 - 0