Arbeit und Leben trauert um Gert Lütgert
Gert Lütgert war lange Jahre im Vorstand von Arbeit und Leben Hessen tätig. Er starb am 8.Oktober 2016 in Frankfurt. Wir trauern um einen geradlinigen und konsequenten politischen und engagierten Menschen. Er wird für seine MitstreiterInnen in aufregenden Zeiten politischer und sozialer Entwicklungen in der jungen Demokratie bis zur Wiedervereinigung und darüber hinaus - aber auch für nachfolgende Generationen politisch, sozial und gewerkschaftlich engagierter (junger) Menschen mit Sicherheit in vorbildlicher Erinnerung bleiben.
Wir erinnern an Gert Lütgert, geboren am 27.11.1939 in Frankfurt/Main - einen großen Streiter für die politische Bildung und ArbeitnehmerInnen-Rechte – nicht nur in Hessen.
Wie ein roter Faden zog sich gewerkschaftliches und politisches Engagement durch Gert Lütgerts Leben. Bereits in seiner Ausbildung begann er, gewerkschaftlich aktiv zu werden und nutzte Ende der 50er-Jahre Jugendbildungsangebote von Arbeit und Leben Hessen in seiner Arbeit als gewerkschaftlicher Kreisjugendvorsitzender. Sein außergewöhnliches Engagement fiel dem damaligen Vorstand von Arbeit und Leben Hessen ins Auge und führte dazu, dass er im Jahr 1960 die Stelle des Jugendbildungsreferenten antrat. Auch wenn er bereits 3 Jahre später zur IG Metall wechselte, blieb er Arbeit und Leben Hessen noch über mehrere Jahrzehnte verbunden.
Berührungspunkte gab es in den 1960er und 1970er Jahren durch intensiv geführte Debatten um den Erfahrungsansatz in der politischen Jugendbildung, um Stufenkonzeptionen und Bildungsleitfäden, die die politische Zielorientierung und Aufgabenstellung innerhalb der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, aber auch Arbeit und Leben in der damaligen Zeit prägten und an denen er maßgeblich beteiligt war.
1976 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden des DGB-Landesbezirks Hessen gewählt, wurde Gert Lütgert im darauf folgenden Jahr Geschäftsführender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben Hessen und blieb dies bis 2002. In dieser Zeit lag ihm neben vielen anderen Themen und Bildungsbereichen besonders am Herzen, dass durch die Bildungsarbeit von Arbeit und Leben sozial ausgegrenzte und gesellschaftlich benachteiligte Jugendliche, die in klassischen Organisationen keinen Platz fanden, erreicht wurden. Ein Beispiel hierfür war das Projekt im „Sozialen Brennpunkt“ Frankfurter Berg mit aufsuchenden Bildungsangeboten für Jugendliche im Stadtteil.
Auch politisches Engagement gehörte für Gert Lütgert wie selbstverständlich zum Leben, so war er seit 1957 auch in der SPD aktiv. Von 1970 bis 1995 gehörte er dem hessischen Landtag an und kämpfte dort in besonderer Weise zu Beginn der 1970er Jahre für die Einführung des Bildungsurlaubes in Hessen - das Hessische Bildungsurlaubs-Gesetz wurde 1974 für Auszubildende und 1984 dann endlich für alle ArbeitnehmerInnen in Hessen verabschiedet.