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AL NW: Gesundheitstag für betriebliche Interessenvertretungen

Fast jeder kennt das unangenehme Ziehen im Kreuz nach einem langen Bürotag, die dröhnenden Kopfschmerzen nach einer anstrengenden Besprechung mit den Kolleginnen und Kollegen und die schlaflosen Nächte vor wichtigen Konferenzen. Rückenschmerzen, Migräne und Schlafstörungen: Dass diese Krankheitsbilder tatsächlich Symptome für ernst zu nehmende psychische Belastungen oder Erkrankung sein können, wurde beim zweiten Gesundheitstag der von Arbeit und Leben NW am Donnerstag, 18. November, in der LVR-Klinik Langenfeld, durchgeführt wurde, deutlich. Ursache sind nicht selten die Bedingungen und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Wie Betroffene durch Engagement der Betriebs- und Personalräte eine wichtige Hilfestellung in schweren Zeiten erfahren können, auch das zeigten die Expertinnen und Experten auf.

Wie aktuell die Problematik tatsächlich ist, bewies die große Resonanz auf die Einladung: Rund 120 Betriebs- und Personalräte aus unterschiedlichen Branchen und Unternehmensstrukturen waren der Einladung zur Fachtagung „Psychische Erkrankungen und psychische Gesundheit – Handlungsansätze für die betriebliche Praxis“ gefolgt. Mit großem Interesse verfolgten sie die Vorträge von Prof. Dr. med. Andreas Weber vom medizinischen Dienst der Krankenkassen in Essen, Werner Feldes, Schwerbehindertenvertreter des IG-Metall-Vorstandes, Dr. Jürgen Reusch, Redakteur des Magazins „gute Arbeit“ und den anschließenden Erfahrungsberichten von Dr. med. Ulrike Hein-Rusinek, Betriebsärztin der Sana Kliniken Düsseldorf, Hans-Joachim Bartlick, Betriebsratsvorsitzender der Deutschen Telekom Kundenniederlassung Nordost, Knut Wueste, Sozialarbeiter des LVR Rheinland und Heinz-Josef Vogel, Diplom Psychologe und Psychotherapeut des Integrationsfachdienstes Wesel.

Dass Arbeit – und vor allem auch Arbeitslosigkeit – durchaus krank machen können, darüber waren sich Zuhörerinnen und Zuhörer sowie Referentinnen und Referenten bereits nach den Begrüßungen des Landesgeschäftsführers Günter Schneider, der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden des Bezirks NRW Dr. Sabine Graf und des ärztlichen Direktors der LVR-Klinik Langenfeld Hartmut Belitz einig. Auch dass die Probleme der psychischen Belastungen durch den Beruf in Zukunft stark zunehmen werden, blieb unbestritten. Die Gründe sind vielfältig: Überforderung am Arbeitsplatz, ständige Mobilität und Erreichbarkeit, starre Arbeitsbedingungen, Zukunftsängste. Schon jetzt seien sieben Prozent aller Frühverrentungen auf Depressionen zurückzuführen, die Verschreibungsrate von chemischen Hilfsmitteln oder „Doping-Mitteln für den Arbeitsplatz“ hätten sich allein in der Zeit von 2005 bis 2008 verdoppelt, skizzierte Dr. Sabine Graf die schon jetzt dramatische Situation, hinter der sich unzählige Einzelschicksale verbergen. „Und dieses Phänomen ist ganz sicher kein Problem des verwöhnten deutschen Arbeitnehmers“, zeigte Prof. Dr. med. Andreas Weber auch die internationale Dimension der Problematik auf.

Dabei gibt es durchaus die Möglichkeit, mit gezielten Maßnahmen in Prävention und Wiedereingliederung Menschen vor der Frühpensionierung und damit vor drohender Altersarmut zu schützen. Voraussetzung für konkrete Maßnahmen, zum Beispiel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, seien die betrieblichen Vereinbarungen zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber, betonte ein Betriebsrat. „Nehmt euer Mitbestimmungsrecht wahr! Denn auch wir tragen am Ende eine Verantwortung, wenn wir zulassen, dass der Arbeitgeber seiner Aufgabe im Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht nachkommt“, appellierte er an die Anwesenden. Damit „aus den Beschäftigten keine Patienten werden“, seien zudem qualifizierte und belastbare Netzwerke eine unerlässliche Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung solcher Maßnahmen, betonte Dr. med. Ulrike Hein-Rusinek.

Die Vorträge, Hintergrundinformationen und Impressionen vom Gesundheitstag liegen ab Mittwoch, 01. Dezember 2010, unter www.arbeitundleben.nrw vor.

Kontakt:

Arbeit und Leben DGB/VHS

Landesarbeitsgemeinschaft für

politische und soziale Bildung NW e.V.

Landesgeschäftsführer: Günter Schneider

Fon: 0211 - 938 00 0

Fax: 0211 - 938 00 25

E-mail:

Internet: www.arbeitundleben.nrw

Bundesarbeitskreis
Arbeit und Leben e.V.
Robertstr. 5a
42107 Wuppertal
Tel.: (0202) 97 404 - 0