Zum Hauptinhalt springen

Abschluss des XENOS-Projektes ‚Netzwerk Q - Fortbildung‚ Qualifizierung, Training für Zivilcourage und Gewaltprävention’

Prof. Dr. Rita Süssmuth, Projektschirmfrau: ‚Ich bin überzeugt, dass dieses erfolgreiche Projekt nun nachhaltige Wirkung zeigen wird!’

Über 90 Teilnehmende waren der Einladung des Bundesarbeitskreises gefolgt, an der Fachkonferenz am 1. / 2. Februar 2012 in Berlin ‚Zivilcourage und Gewaltprävention im Fokus politischer Bildung – Eine Netzwerkaufgabe in Fortbildung und Qualifizierung’ mitzuwirken. Im Rahmen des Projektes wurden aufeinander aufbauende Seminare zur Qualifizierung zu Trainerinnen und Trainer im Bereich Zivilcourage und Gewaltprävention entwickelt und in der Praxis erprobt.

Sowohl Studierende an acht Fachhochschulen und Universitäten, als auch Beschäftigte im gesamten Spektrum der Jugendarbeit wurden in berufsbegleitenden Fortbildungen für einen kompetenten Umgang mit Konflikten, Ausgrenzung und Gewalt bundesweit qualifiziert.

Die Mehrzahl der im Projektkontext qualifizierten Studierenden hatten den Weg nach Berlin gefunden und sich am ersten Konferenztag im Rahmen eines großen Workshops über ihre Erfahrungen bei der Ausbildung, den Hospitationen und den ersten Praxiseinsätzen ausgetauscht. Ein Fortbildungsangebot zu aktuellen Methoden und Ansätzen und Gespräche zu Einsatzmöglichkeiten als freiberuflich Mitarbeitende bei den am Projekt beteiligten Arbeit und Leben-Einrichtungen schlossen diesen Tag ab.

‚Offiziell’ ging es dann mit einem um Teilnehmende aus dem universitären Bereich, von Volkshochschulen und von AL-Einrichtungen erweiterten Personenkreis am zweiten Konferenztag weiter. Nach einer Begrüßung durch die Bundesgeschäftsführerin des Bundesarbeitskreises Arbeit und Leben, Barbara Menke, die auch den Projektansatz erläuterte, betonte Thomas Becker, Leiter der ‚Nationalen Koordinierung XENOS’ die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis, mit dem nun gegenwärtig das dritte XENOS-Projekt durchgeführt werde.

netzwerk-q-300Prof. Dr. Rita Süssmuth, Schirmfrau des Projektes, ermutigte die Teilnehmenden und insbesondere die jetzt ausgebildeten Trainerinnen und Trainer für Zivilcourage und Gewaltprävention, sich auf dieses durchaus schwierige Feld einzulassen und insbesondere mit jugendlichen Zielgruppen Trainings und Seminare durchzuführen. Eindringlich warb sie dafür, mit langem Atem und Sensibilität in dem Feld tätig zu bleiben. Die durchaus bestehende Gewaltförmigkeit gesellschaftlicher Verhältnisse machten politische Bildung dringend notwendig.

Dr. Dierk Borstel vom Institut für interdisziplinäre Gewalt- und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld stellte unter der Frage ‚Gibt es eine ‚Vereisung’ der Gesellschaft?’ Ergebnisse der Studie zur so genannten gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Gewalt vor. Unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Stimmung gegenüber schwachen Gruppen als Indikator für die demokratische Kultur zeichnete er ein durchaus widersprüchliches Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Während es etwa bei Sexismus und Homophobie eine kontinuierliche Abnahme von Ressentiments gebe, würden menschfeindliche Einstellungen von einkommensstarken Gruppen gegenüber Minderheiten zunehmen.

Prof. Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg, hob in seinem Beitrag zum Thema ‚Zivilcourage und Gewaltprävention in der / als politische Bildung’ hervor, dass die außerschulische politische Bildung in den letzten Jahren viel zur konzeptionellen Gestaltung dieses Themenspektrums geleistet habe. Die schulische politische Bildung habe hier hingegen noch deutliche Entwicklungsaufgaben. Dringend sprach er sich dafür aus, das gesamte thematische Feld in die Hochschulausbildung zu implementieren. Dazu würde auch der Komplex Staatsangehörigkeit und Ethnizität gehören, der seines Erachtens in starkem Maße von Problemlagen wie Diskriminierung, Ausgrenzung und Ungleichheit geprägt sei.

Den Abschluss fand der Vormittag des zweiten Konferenztages mit einer Projektpräsentation durch Lothar Jansen, Leiter des Projektes in der Geschäftsstelle des Bundesarbeitskreises, und der Vorstellung von Ergebnissen der Evaluation. Ein wesentliches Ertrag des Projektes, so Ulrike Künnemann, Beratung und Evaluation Bielefeld, ist die hohe Bereitschaft der ausgebildeten Studierenden, nun auch als Trainerin oder Trainer zu arbeiten. Zudem konnte mit der Evaluation festgestellt werden, dass der Nutzen der Ausbildung für die spätere berufliche Tätigkeit etwa in der sozialen Arbeit oder als Lehrerin oder Lehrer als sehr hoch eingeschätzt wird. Damit wurde auch ein wesentliches XENOS-Ziel erreicht, einen arbeitsmarktbezogenen Nutzen herzustellen.

Nach Workshops am Nachmittag fand die Konferenz mit der Podiumsdiskussion ‚Perspektiven im Gespräch’ unter der Leitung von Barbar Menke ihren Abschluss. Dorothee Hildebrandt, Geschäftsführerin von Arbeit und Leben Bielefeld, die maßgeblich an der Projektgenese und –gestaltung beteiligt war, hob insbesondere den Nutzen des Projektes in Blick auf das nun bestehende Konzept für eine dreisemestrige Ausbildung und auf die jetzt zur Verfügung stehenden neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor. Über die Vernetzung aller Akteure würde zudem eine Weiterentwicklung des Ansatzes sicher gestellt. Prof. Dr. Heinz Sünker, der als Fachbereichsleiter an der Bergischen Universität Wuppertal für die Projektumsetzung von Seiten der Hochschule zuständig war, wertschätzte das Projekt für seine neuen Akzente in der Hochschulausbildung. Daniela Kolbe, MdB und Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung hob in ihrem Statement insbesondere den Beitrag der politischen Bildung zur ‚Selbstermächtigung’ der Menschen für die Mitgestaltung der Gesellschaft hervor. In diesem Zusammenhang nannte sie die aktuellen Kürzungen der Förderung der politischen Bildung absolut kontraproduktiv.