75 Jahre Arbeit und Leben NRW
Politik und Politische Bildung in polarisierten Zeiten
Seit 75 Jahren gestaltet Arbeit und Leben in Nordrhein-Westfalen erfolgreich Politische Bildung. „Politik und Politische Bildung in polarisierten Zeiten - Zwischen Brandmauern, Brücken und breiten Bündnissen“ war der Titel der Jubiläumsveranstaltung, zu der die rund 160 Gäste am 14. November 2024 nach Düsseldorf eingeladen waren.
Die Rahmenbedingungen für Politische Bildung sind herausfordernd, da waren sich im Verlauf der Veranstaltung alle Redner*innen einig. Die meisten dieser Herausforderungen seien aber lösbar oder könnten zumindest im eigenen Interesse mitgestaltet werden.
Landesgeschäftsführer Dr. David Mintert sah bei seiner Eröffnung insbesondere im Vergleich zur Gründungszeit im Jahr 1949 eine zwar ernste, aber keineswegs hoffnungslos Lage.
Dr. Beate Blüggel und Anja Weber blickten als Vorsitzende von Arbeit und Leben NRW im Gespräch mit Moderator Benjamin Sartory ebenfalls mit gemischten Gefühlen, aber durchaus optimistisch auf die Chancen, mit politischer Bildungsarbeit eine zentrale Rolle in den anstehenden Aushandlungsprozessen zu spielen.
Mit seinem als Videobotschaft überbrachten Grußwort knüpfte Martin Rabanus, MdB als Vorsitzender des Deutschen Volkshochschulverbandes daran an. Besonders eindringlich formulierte er sein Plädoyer dafür, Demokratiekompetenz als gesellschaftliche Schlüsselkompetenz zu begreifen.
Der Vortrag von Dr. Monika Wulf-Mathies, Mitglied der Europäischen Kommission a.D. und ehemalige Vorsitzende der ÖTV, vergegenwärtigte auf eindrucksvolle Weise die Zusammenhänge und Auswirkungen des sehr dynamischen politischen Geschehens der jüngeren Zeit. Mit Blick auf die autoritären, populistischen und extremistischen Kräfte im Aufwind, schloss sie dabei mit einem kämpferischen Appell, die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit der Bürger*innen zu stärken. Dabei müssten insbesondere auch Arbeitgeber stärker in die Pflicht genommen werden.
Wie Debatten geführt werden, ist entscheidend für die Wahrnehmung des politischen Klimas insgesamt. Prof. Dr. Meron Mendel war es deshalb ein besonderes Anliegen, dass Auseinandersetzungen wieder als Wettbewerb unter politischen Gegnern und nicht als Kampf zwischen Feinden geführt werden. Generell müssten Menschen jedoch viel mehr außerhalb ihrer eigenen sozialen Komfortzone ins Gespräch kommen. Die Meinung von Andersdenkenden auszuhalten, sei dabei häufig nicht einfach, aber dringend geboten. Zu schnell würden Menschen deswegen zu Unrecht pauschal diskreditiert – die rote Linie bei menschenverachtenden Einstellungen bleibe aber natürlich unverrückbar.