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50 Jahre Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben - Festveranstaltung mit Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in Berlin

Mit einer Festveranstaltung feierte der Bundesarbeitskreis ARBEIT und LEBEN DGB/VHS gestern sein 50-jähriges Bestehen in Berlin. Unterdem Titel „Politische Kultur und gesellschaftliche Teilhabe“ stand nicht nur die Rückschau auf 50 Jahre Zusammenarbeit der öffentlich verantworteten Weiterbildung durch Volkshochschulen und Gewerkschaften im Zentrum, sondern insbesondere die Zukunft der politischen Bildung.Und so wurde die Veranstaltung auch zur Standortbestimmung der Profession. „Worum geht es bei der politischen Bildung?“, fragte Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seinem Festvortrag die rund 150 geladenen Gäste. Seiner Einschätzung nach kommt der politischen Bildung eine bedeutsame Mittlerfunktion zwischen politischer Praxis und Wissenschaft zu. „Politische Bildung muss vermitteln zwischen Theorie und Wirklichkeit“. In seinem pointiert und humorvoll vorgetragenen Plädoyer für die politische Bildung nannte Lammert drei Kernaufgaben.Es gelte Kenntnisse zu vermitteln, beispielsweise über die Grundzusammenhänge von Politik und Wirtschaft. Daneben müsse die Profession Werte vermitteln und zudem Orientierung ermöglichen. Da dies trotz oder gerade wegen der zunehmenden Bedeutung elektronischer Medien immer schwieriger würde, empfahl Lammert, die Vermittlung von Medienkompetenz in den Fokus zu rücken. Denn „mehr Medien bedeuten nicht gleichzeitig, dass mehr Wissen vermittelt wird“, so Lammert.

Zwei weitere Aspekte machen es aus seiner Sicht heute schwerer als zur Gründungszeit von ARBEIT und LEBEN, die Menschen mit politischer Bildung zu erreichen. Zum einen herrsche, anders als vor 50 Jahren, die Wahrnehmung vor, Friede und Freiheit seien gesichert. Zum anderen hätten die Menschen, was die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, das Thema Arbeitsplatz oder die sozialen Sicherungssysteme angehe, das Gefühl „auf Tempo und Richtung keinen Einfluss zu haben. Das Orientierungsbedürfnis der Menschen wächst“, so Lammert. „Ich habe hier kein Patentrezept“, gab er zu und den Akteuren der politischen Bildungmit auf den Weg, sich bei der Bewältigung ihrer gesellschaftlichen Aufgabe an die Veränderung anzupassen und neue und innovative Wege zu finden, die unterschiedlichen Adressaten für politische Bildung zu erreichen. Eine Einschätzung, die Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, nur unterstreichen konnte. „Wir müssen unsere Disziplin immer neu definieren und erfinden“, so Krüger.„Dabei darf die politische Bildung aber nicht in eine Ausputzerrolle geraten, dort wo unser Bildungssystem versagt.“ Es gelte, im Methodenkanon neue Wege zu finden, insbesondere auch, um bildungsferne Zielgruppen zu erreichen. „Die politische Bildung hat sich in der Vergangenheit zu oft selbst genügt.“

Dass trotz aller Ernsthaftigkeit aber auch die Freude am Erreichten am Jubiläumstagnicht zu kurz kommen sollte, dafür sorgte Norbert Lammert mit einem augenzwinkernden Blick auf das Phänomen Fußball-WM. „Noch nie hat es so ein unverkrampftes Verhältnis zum eigenen Land gegeben, so weltoffenund tolerant. Es ist doch toll, was der Weltverband da pünktlich zu Ihrem Jubiläum organisiert hat“.

Christina Marx

Bundesarbeitskreis
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